Das Hunger Projekt in Ghana

Vom 13. bis 22. September reisten Suna Karakas (Landesdirektorin), Stephanie Machoi (Vorstandsvorsitzende) und Verena Demmelbauer (Projektmanagerin) nach Ghana. Die Reise von Suna und Verena wurde als Teil des offiziellen Projektmonitorings über Projektfördermittel finanziert. Stephanie hat ihre Reisekosten selbst getragen.

In den acht Tagen vor Ort waren Suna, Stephanie und Verena in vier Epizentren in drei Bezirken, um die von uns geförderten Projekte zu besuchen. In den Communities (Dorfgemeinschaften) haben sie von den Bewohnerinnen und Bewohnern erfahren, was sie bewegt und wie sich ihr Leben durch unsere Projekte nachhaltig verändert hat. Mit den Projektpartnern; Mitarbeiter*innen des Ghana Health Service, lokalen Bezirksabgeordneten, Mitgliedern der Epizentren Leadership Committees sowie Freiwilligen in den Communities wurden Fortschritte, Erfolge und Herausforderungen der Projektumsetzung besprochen. Und es wurde darüber gesprochen, wie Maßnahmen auch nach Projektende nachhaltig weitergeführt werden können.

Nach ihrer Rückkehr haben wir mit Suna gesprochen und sie gebeten, dass sie uns in einem kurzen Gespräch noch einmal mitnimmt auf die Reise und ihre persönlichen Eindrücke mit uns allen teilt.

Du warst nun zum dritten Mal in Ghana. Was ist dein Eindruck von der Stimmung im Land? Was bewegt die Menschen aktuell?

Am 7. Dezember finden in Ghana nationale Wahlen statt. Der Präsident wird neu gewählt und viele Menschen in Ghana verfolgen die Kandidaten und die Wahlkampagne sehr genau. Die Zivilgesellschaft in Ghana ist gut organisiert und die Bürgerbeteiligung war bei der letzten Wahl mit fast 80 % relativ hoch. Für die Menschen in Ghana stehen vor allem die schwache Wirtschaft und die hohe Inflation im Vordergrund. Die schon seit Jahren andauernde Inflation, die durch die Covid-Pandemie ausgelöst wurde und sich durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und die Unterbrechung der Getreide-Lieferketten noch weiter verschlimmert hat, liegt derzeit bei über 20 %. Zeitweise lag sie sogar bei mehr als 50 %.  Dadurch geht es vielen Menschen wirtschaftlich schlechter. Das spüren sie deutlich in ihrem Alltag, vor allem durch die hohen Lebensmittelpreise. Hunger und Mangelernährung haben in den letzten Jahren vielerorts zugenommen, weil sich der Zugang zu den Grundnahrungsmitteln verschlechtert hat. Viele Menschen können sich und ihre Familien nicht mehr ausreichend ernähren.

Du hast dich mit vielen Menschen in unterschiedlichen Communities in Ost Ghana unterhalten, die an unseren Gesundheits- und Good Governance Projektmaßnahmen teilnehmen. Welche Fortschritte hast du durch die Umsetzung der Projekte vor Ort gesehen?

Oft sind es einfache Maßnahmen, die wichtige Veränderungen in den Lebensalltag der Menschen gebracht haben. Zum Beispiel haben wir durch das „Good Governance“-Projekt zum ersten Mal lokale Bezirksabgeordnete mit Menschen aus den ländlichen Dorfgemeinschaften ihres Wahlkreises in öffentlichen Versammlungen zusammengebracht und vernetzt. Durch die Vernetzung und weiteren Projektmaßnahmen haben die Leadership Committees, die die Bürger in den Epizentren repräsentieren, erstmalig mit den Bezirksabgeordneten zusammen 3-jährige Entwicklungspläne für die Gemeinden verabschiedet. Ein Entwicklungsplan zielt darauf ab, mittel- und langfristig die Lebensqualität der Menschen in den Gemeinden zu verbessern. Er priorisiert die Bedürfnisse der Menschen in den Gemeinden und versieht die Umsetzung der Entwicklungsschritte mit einem Zeitplan. Wir haben darüber mit den Menschen in den Assesekor und Baware Epizentren-Dorfgemeinschaften gesprochen. Sie haben berichtet, dass bereits einige dieser Entwicklungsmaßnahmen umgesetzt und über den Bezirk finanziert wurden. Beispielsweise im Straßenbau, um die Zugangswege zu ihren Dörfern zu verbessern. Weitere Baumaßnahmen haben den Zugang zu sauberem Wasser verbessert. Und Schulen wurden neu ausgestattet. Diese Fortschritte und Veränderungen kommen mehreren zehntausend Menschen zugute. Durch unseren Community-Led-Development-Ansatz sind die Menschen in den Communities auch selbst aktiv. Sie engagieren sich als Dorfgemeinschaft, um die Maßnahmen in den Entwicklungsplänen zu finanzieren und umzusetzen.

Welche Veränderung hast du bei den Menschen selbst durch die Umsetzung unserer Projekte vor Ort wahrgenommen und vielleicht auch erlebt?

Ich war beeindruckt, dass sich durch die Projekte nicht nur die Lebensqualität der Menschen in Bereichen wie Gesundheit und Ernährung verbessert hat. Auch ihr Verhalten, ihr Mindset, ihr Selbstwertgefühl und ihre innere Einstellung haben sich gewandelt. Mit unserem Mutter-Kind-Gesundheitsprojekt fördern wir auch viele Aufklärungsmaßnahmen, um soziokulturelle Barrieren abzubauen.
Werdende und frischgebackene Mütter erzählten uns, dass das neu gewonnene Wissen über Stillen und eine ausgewogene Ernährung sie nachhaltig geprägt hat. Sie verstehen jetzt viel besser, wie wichtig eine gesunde Ernährung in der Schwangerschaft ist und wie sehr dies die Entwicklung ihrer Babys beeinflussen kann. Es war schön zu sehen und zu wissen, dass sich eine solche Haltung auch positiv auf die nächste Generation auswirkt.

Vielen Dank für das Gespräch und Deine Eindrücke, liebe Suna.

Unsere Vorstandsvorsitzende Stephanie Machoi hat Suna Karakas auf der Reise begleitet. Noch in Ghana hat Stephanie Machoi eine kurze Videobotschaft aufgezeichnet. In dem Video schildert sie ihre Eindrücke und richtet ihre Worte an alle Unterstützer*innen des Hunger Projekts.