Agribusiness mit Perspektive: Eine Reise zu jungen Unternehmer*innen in Uganda
Hallo, ich bin Verena Demmelbauer, Das Hunger Projekt e. V. Projektmanagerin. Im August 2025 reiste ich im Auftrag von Das Hunger Projekt Deutschland nach Uganda, um unser BMZ-finanziertes Agribusiness-Projekt zu besuchen. Gemeinsam mit unseren Kolleg*innen von The Hunger Project Uganda, Vertreter*innen lokaler Behörden und engagierten jungen Unternehmer*innen konnte ich mich vor Ort von der Wirkung des Projekts überzeugen. Die Reise führte uns in drei Distrikte: Iganga im Osten, Wakiso und Butambala im Zentrum Ugandas. Ziel war es, den Projektfortschritt zu überprüfen, neue Partnerschaften zu knüpfen und Stimmen der Beteiligten einzufangen.
Junge Menschen stärken durch Agribusiness
Das Projekt „Youth Agribusiness Academies“ wird seit 2024 vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gefördert und richtet sich an junge Menschen zwischen 18 und 35 Jahren. In sogenannten Agribusiness Academies werden praktische Kompetenzen in Landwirtschaft, Unternehmensführung, Vermarktung und Wertschöpfung vermittelt. Ziel ist es, die Einkommenssituation und Lebensbedingungen von jungen Menschen nachhaltig zu verbessern. Bislang wurden 1.285 junge Menschen erreicht, organisiert in 37 Gruppen mit insgesamt 22 unterschiedlichen Geschäftsmodellen – von der Verarbeitung von Ingwer bis zur Herstellung von Backwaren.
Drei Distrikte, viele Geschichten
Iganga
In Nawanyingi, einem ländlichen Sub-County des Iganga-Distrikts, besuchten wir die Namunkesu Youth Group – eine junge, dynamische Gruppe, die sich auf die Herstellung von Snacks und verschiedenen Mehlmischungen spezialisiert hat. Nach nur einem Projektjahr ist hier bereits ein stabiles Geschäft gewachsen: Die Mitglieder kaufen gezielt Rohstoffe ein, verarbeiten diese weiter, versiegeln sie mit eigens angeschafften Maschinen und verkaufen die Produkte erfolgreich in der Region. Die Gruppe ist offiziell als Community-Based Organization registriert und produziert unter hohen Hygienestandards. Besonders sichtbar wurde, wie stark die sogenannte Vision Road Journey wirkt – ein moderierter Prozess, in dem junge Menschen ihre persönliche und unternehmerische Zukunft planen. Viele Teilnehmende konnten ihre Lebens- und Erwerbsstrategien dadurch grundlegend verändern.
Wakiso
Im Namayumba Epicenter, einem der größten und am besten ausgestatteten Projektzentren von The Hunger Project Uganda, trafen wir zwei besonders engagierte Jugendgruppen: die Damasco Kivule Youth Group und die Makya Youth Group.
Die Damasco Kivule Youth Group beeindruckte durch ihre professionelle Struktur: Die Gruppe ist formell registriert, verfügt über einen ausformulierten Businessplan und vertreibt bereits gebrandete Produkte mit standardisierten Preisen. In ihrer kleinen Produktionsstätte entstehen unter anderem Snacks wie „Daddies“ sowie ein innovatives Getränk aus getrockneten Okraschoten, Rosmarin und Stevia. Die Produktion erfolgt unter strengen Hygienemaßnahmen – inklusive Handschuhen, Masken und Kopfbedeckung. Die Gruppe hat bereits auf landwirtschaftlichen Messen ihre Produkte ausgestellt und erfolgreich verkauft. Viele der erwirtschafteten Gewinne fließen direkt zurück in die Weiterentwicklung des Geschäfts.
Die Makya Youth Group, ebenfalls in Wakiso ansässig, verfolgt ein innovatives Geschäftsmodell: Sie produziert Pulver aus kleinen Fischen und aus sogenannten Bitter Berries – zwei Produkte, die traditionell in der ugandischen Küche verwendet werden, etwa zur Verfeinerung von Speisen oder als Nahrungsergänzung für Schwangere. Die Verarbeitung erfolgt in sorgfältiger Handarbeit: vom Aussortieren über das Rösten bis hin zum Mahlen. Obwohl der Gruppe noch technische Geräte fehlen, finden sie kreative Lösungen – so etwa die Verwendung eines alten Kohle-Bügeleisens zum Versiegeln der Verpackungen. Besonders eindrucksvoll war das klare Rollenverständnis innerhalb der Gruppe: Verantwortlichkeiten werden geteilt, Frauen mit Kindern erhalten flexible Arbeitszeiten, und auch die Kinder sind bei den Treffen willkommen. Marketingstrategien über lokale Radiostationen und strukturierte Etappenziele zeigen: Hier denkt man unternehmerisch – und gemeinschaftlich.
Butambala
In Butambala besuchten wir die Kabasanda Youth Group – ein inspirierendes Beispiel für Unternehmergeist, Gemeinschaftssinn und praktische Umsetzung. Die Gruppe verarbeitet Mais zu Mehl und Tierfutter, stellt Brote her, bereitet Obstsalate zu und betreibt eine kleine Hühnerhaltung. Ihre Produktionsstätte ist schlicht, aber effektiv: Mit einer kleinen elektrischen Mühle, einer exakten Waage und Versiegelungsgeräten produzieren sie unter höchsten Hygienestandards. In Gesprächen erzählten Mitglieder, wie sehr sich ihr Denken verändert hat: Früher wurde lediglich der Überschuss aus dem eigenen Garten verkauft – heute kalkulieren sie gezielt, kaufen Rohstoffe ein und entwickeln ihre Geschäftsmodelle strategisch weiter. Möglich gemacht haben das die Trainings der Agribusiness Academy, etwa zu Wertschöpfung, Post-Harvest-Handling, Business Management oder Kosten-Nutzen-Analysen. Schon jetzt verkauft die Gruppe ihre Produkte erfolgreich – und ist fest entschlossen, weiter zu wachsen.
Veränderung beginnt im Kopf
Was alle jungen Menschen einte, war der tiefgreifende Wandel ihrer Denkweise. „Ich hatte keine Ziele, keine Visionen“, erzählte mir ein Teilnehmer. „Jetzt denke ich unternehmerisch: Ich plane, investiere, arbeite im Team.“ Viele berichteten ähnlich: Vom Leben „von der Hand in den Mund“ hin zu strategischem Handeln, Sparen, Planen. Dabei spielten vor allem die VCA-Trainings („Vision, Commitment and Action“) eine entscheidende Rolle. Die jungen Menschen lernten, sich selbst als aktive Gestalter*innen ihres Lebens zu sehen – und nutzen dieses neue Selbstbewusstsein für den Aufbau ihrer Geschäfte.
Partnerschaften für nachhaltige Wirkung
Alle jungen Menschen einte, der tiefgreifende Wandel ihrer Denkweise. „Ich hatte keine Ziele, keine Visionen“, erzählte mir ein Teilnehmer. „Jetzt denke ich unternehmerisch: Ich plane, investiere, arbeite im Team.“ Viele berichteten ähnlich: Vom Leben „von der Hand in den Mund“ hin zu strategischem Handeln, Sparen, Planen. Dabei spielten vor allem die VCA-Trainings („Vision, Commitment and Action“) eine entscheidende Rolle. Die jungen Menschen lernten, sich selbst als aktive Gestalter*innen ihres Lebens zu sehen – und nutzen dieses neue Selbstbewusstsein für den Aufbau ihrer Geschäfte.
Was bleibt?
Die Reise hat mir eindrücklich gezeigt, was lokale Lösungen leisten können. Empowerment ist kein abstraktes Konzept, sondern beginnt mit konkreten Entscheidungen: ein Ziel zu formulieren, sich zusammenzuschließen, dranzubleiben. Die jungen Menschen in Uganda machen das mit bewundernswertem Engagement. Sie brauchen keine Almosen, sondern faire Rahmenbedingungen, Zugang zu Wissen, Kapital und Märkten. Ich bin dankbar, dass wir sie auf diesem Weg begleiten dürfen – gemeinsam mit The Hunger Project Uganda, staatlichen Partner*innen und allen Unterstützer*innen, die diesen Wandel möglich machen.