40 Jahre Das Hunger Projekt: Für eine Welt, in der es uns nicht mehr braucht – eine Welt ohne Hunger

Das Hunger Projekt, 40 Jahre Treffen in München, Gruppenbild mit Gästen, Team und Vorstand

Am 15.07.2023 hatten wir Mitglieder, langjährige Unterstützer*innen und Interessent*innen nach München eingeladen, um gemeinsam auf 40 Jahre Das Hunger Projekt zu blicken. Wie haben wir uns als Organisation entwickelt, was haben wir erreicht und was wollen wir noch erreichen? Diese Fragen gab es zu besprechen und alte und neue Geschichten zu erzählen. Mit freundlicher Unterstützung der Hilton Hotels konnten wir unsere Gäste an diesem heißen Julisamstag im Tagungsraum des Hilton Munich City begrüßen.

Begrüßungsansprache 40-Jahre Das Hunger Projekt, Treffen in München

Los ging es um 13 Uhr mit der Mitgliederversammlung und den entsprechenden Formalia. Daraufhin empfingen wir unsere Gäste im Foyer des Hotels. Die Begrüßungen waren herzlich und die Wiedersehensfreude groß, aus ganz Deutschland waren Menschen angereist, die ein Ziel eint: eine Welt ohne Hunger. Schnell schwelgte man in Erinnerungen und tauschte alte Geschichten aus. Auch unsere Vorstandsvorsitzende, Mechthild Frey, sprach in ihrer Begrüßung über unsere Entstehungsgeschichte und den Weg, den wir in den folgenden Jahren zurückgelegt haben. Es begann 1982 mit dem Auftrag, den Menschen bewusst zu machen, dass eine Welt ohne Hunger möglich ist. Neben dem Wissen und dem Willen braucht es auch die Tatkraft, um den Wandel voranzutreiben. Aus diesem Grund hat sich das globale The Hunger Project früh dazu entschieden, selbst gegen den Hunger aktiv zu werden und Projekte zu fördern und umzusetzen.

Von Flugblättern und Strategien

Vincent Gründler, der seit 39 Jahren Das Hunger Projekt mitgestaltet und Impulse setzt, nahm uns in seiner Präsentation mit auf eine Reise durch die Jahrzehnte. Begleitet wurde er von Suna Karakas, Landesdirektorin von Das Hunger Projekt. Die Beiden sprachen über die Anfänge in den 1980er-Jahren. Viele der Anwesenden konnten sich noch an diese ersten Tage erinnern, an denen sie auf die Straße gingen, Flugblätter verteilten, Unterschriften sammelten und mit Politikerinnen und Politikern sprachen. Auf diese Zeit der gesellschaftlichen und politischen Aufklärungsarbeit folgte eine neue Phase für Das Hunger Projekt: die strategische Ausrichtung, um global den Hunger zu beenden. Joan Holmes und John Coonrod vom US-amerikanischen The Hunger Project Büro waren in den 1990er-Jahren federführend. Passend dazu war auch die herzliche Videogrußbotschaft von John Coonrod, der sagte „I have heard it said that India is the spiritual home of The Hunger Project, but in my experience Germany is too.“

Nelson Mandela und Selbstkritik

Im Anschluss an diese Zeitreise luden die beiden Vorstandsmitglieder Ursula Becker-Peloso und Dr. Patrick Roy die Wegbereiterin Inge Machnitzke und die Wegbereiter Dr. Ulrich Braun, Stefan Schmilinsky und Ronald Joshua Bartram, zu sich auf die Bühne ein. Die anschließende Talkrunde bot viele Einblicke in das Schaffen der Anfangszeit und emotionale Geschichten, wie die Überreichung des von The Hunger Project initiierten Afrika Preises an Nelson Mandela. Aber auch Selbstkritisches wurde angesprochen. Wie geht man damit um, wenn man sich jahrelang dafür engagiert hat, dass der weltweite Hunger noch vor dem Jahrtausendwechsel beendet ist, und die Zahlen 20 Jahre später dramatisch sind. Derzeit hungern 753 Millionen Menschen. Eine schockierende Zahl.

Das Hunger Projekt Unterlagen aus den den 1980er und 1990er Jahren

Inge Machnitzke erinnerte an die Zeit, als sie zu Das Hunger Projekt kam: damals starben tägliche 35.000 Menschen an den Folgen von Hunger. Heute sind es – die Zahlen sind vage – circa 10.000 Menschen weniger. Doch damals wie heute ist jeder Mensch einer zu viel.  Nach der Talkrunde trat Vincent Gründler abermals vor die Gäste und präsentierte eine Halbzeit-Bilanz der Agenda 2030. Wo stehen wir, wo steht die Weltgemeinschaft. Die multiplen Krisen der vergangenen Jahre haben eine negative Kehrtwende heraufbeschworen und die Zahlen der Hungernden wieder in die Höhe getrieben. Um mit gebündelten Stärken gegen diesen Trend vorzugehen, hat das globale The Hunger Project eine neue Vision und Mission formuliert.

Neue Vision und Mission

„Unsere Vision ist eine Welt ohne Hunger“, eröffnete Suna Karakas die Präsentation unserer neuen Leitsätze. Die Vision kehrt zurück zu den Ursprüngen von Das Hunger Projekt: nicht den Hunger beenden, sondern eine Welt ohne Hunger gestalten. Die Mission macht deutlich, wie dies möglich ist: Unsere Mission ist es, individuelle und kollektive Maßnahmen zu fördern, um ungerechte Systeme zu transformieren, die Hunger verursachen und aufrechterhalten. Einfach gesagt: Wir fördern Maßnahmen, die wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Ungerechtigkeiten überwinden und so Hunger verhindern, bevor er entsteht. Eine neue Vision und Mission, das bietet Gesprächsstoff und Diskussionsbedarf. Und so hatten die Gäste direkt im Anschluss an die Präsentation von Suna Karakas die Möglichkeit, ihre Fragen zu stellen. Es entstand ein reger Austausch, der Ideen von damals mit Ansätzen von heute verwob.

Das Hunger Projekt Team und Vorstand

Unsere Arbeit wirkt

Neue Ansätze und alte Stärken, so könnte man auch den folgenden Programmpunkt umschreiben. Anna Ehrhart-Özdemir, Projektmanagerin, Maj-Britt Hahn, Vorstandsmitglied, und Leni Nebel, Co-Landesdirektorin, nahmen die Gäste mit ins Herz von Das Hunger Projekt: die Programme. Anna Ehrhart-Özdemir berichtete von einem aktuellen Programm gegen Kinderehen in Bangladesch und die Stärkung von Frauenabgeordneten in Indien. Maj-Britt Hahns Schilderungen der Arbeit von The Hunger Project Ghana wurden von einem Video von Samuel Afrane, Country Director THP Ghana, und seinem Team bebildert.

Im Anschluss an die Grußbotschaft aus Ghana nahm uns Leni Nebel mit in die Epizentren in Malawi. Detailreich berichtete sie von ihrem Besuch und der Epizentren-Strategie. Ein Epizentrum ist ein Multifunktionsgebäude, das mehreren ländlichen Dorfgemeinden Raum für ihre Grundversorgung bietet. Bis zu 15.000 Menschen aus einer Region profitieren vom Zugang zu Bildungseinrichtungen, wie Kindergarten und Schule, Räumen für die Gesundheitsversorgung und Lagerräumen für Saatgut und Ernteprodukte. Diese Lagerräume und die Unterstützung von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern hatte eine Region in Malawi vor Hunger bewahrt. Leni Nebel, die seit über 20 Jahren für Das Hunger Projekt tätig ist, berichtete in München von dieser Erfolgsgeschichte. Als es in Malawi zu einer Lebensmittelknappheit gekommen war, sendeten die Menschen Getreide aus dem Lager ihres Epizentrums in die betroffenen Regionen. Sie hatten genug produziert und gelagert, um gegen Versorgungsengpässe gewappnet zu sein, und darüber hinaus den Betroffenen im eigenen Land zu helfen. Leni Nebel endete mit den Worten: „Der lokale, gemeindegeführte Ansatz hat sich bewährt. Unsere Arbeit wirkt.

Es braucht uns alle: für eine Welt ohne Hunger

Der darauffolgende lautstarke Beifall galt diesem wunderbaren Erfolg und gab Kraft für den Weg, der vor uns liegt. Für diesen Weg braucht es Wegbegleiter*innen und Unterstützer*innen, dafür warben Ursula Becker-Peloso und Christos Leibold, Manager Kooperationen Das Hunger Projekt, in einem leidenschaftlichen Appell. Es sind die großen Taten und die kleinen Gesten, die uns, Das Hunger Projekt ausmachen. Dies zeigte auch Ronald Joshua Bartram, als er Mechthild Frey „symbolisch für alle Frauen dieser Welt“ Rosen überreichte und sie als „Fels in der Brandung“ in ihre Schlussworte geleitete.

Auf ihre unvergleichlich herzliche und bodenständige Art nahm Mechthild Frey die Blumen entgegen und umrahmte den offiziellen Teil des Tages mit den Worten: „Mir bleibt nur noch, danke zu sagen. Für’s Herkommen, Für’s Hiersein für alles, was ihr beigetragen habt. Es gibt einiges zum Weiterdenken. Ich hoffe, ihr seid mit dabei, beim Weiterdenken, Weiterentwickeln und beim Voranbringen.“ Getragen von Applaus und dem Hintergrundrauschen der ersten Gespräche ging wir ins Foyer, um weiter über eine Welt zu sprechen, in der es Das Hunger Projekt nicht mehr braucht.

Unterstützen Sie uns, dass es für diese Welt nicht noch einmal 40 Jahre braucht. Wir freuen uns darauf, von Ihnen zu hören: info@das-hunger-projekt.de