Malawi: Durch Jugend-Empowerment chronischen Hunger bekämpfen und wirtschaftliches Wachstum fördern
In Malawi ist 70% der Bevölkerung unter 30 Jahre alt. 20% der Jugendlichen sind arbeitslos, oft fehlen ihnen die Kenntnisse, Fähigkeiten oder der Zugang, um z.B. in der Landwirtschaft tätig zu werden. Gleichzeitig ist dies der Sektor mit dem größten Beschäftigungspotenzial.
Im Projekt wirken wir diesen Herausforderungen entgegen. Ziel ist, die Einkommenssituation von 650 Jugendlichen und ihren 3.250 Familienmitgliedern in 138 Dörfern im Distrikt Salima in Malawi zu verbessern. Dies geschieht durch Jugend-Empowerment und Ausbildungsmaßnahmen in Landwirtschaft, Unternehmertum sowie gesellschaftlichem Engagement. Trotz des Ausbruchs der COVID-19-Pandemie haben wir bereits wichtige Erfolge in dem Projekt erzielt.

Hintergrund
In Malawi leben 18 Mio. Menschen und ca. 70% der Bevölkerung ist unter 30 Jahre alt. 20% der Jugendlichen sind arbeitslos, im Vergleich zu der allgemeinen Arbeitslosenquote in Malawi von 6% (Stand April 2020). Jugendliche arbeiten meist als Tagelöhner; zwei Drittel von ihnen verdienen nicht genug, um dem Teufelskreis der Armut zu entkommen.
Gründe für die hohe Jugendarbeitslosigkeit sind unter anderem eine fehlende Struktur für den Übergang von der Schule in den Produktionssektor (z.B. in die Landwirtschaft) sowie wenig Förderung von Unternehmertum. Im Distrikt Salima ist die Landwirtschaft der Sektor mit dem größten Beschäftigungspotential; 64% der Bevölkerung sind in der Landwirtschaft tätig. Es genießt jedoch in den Augen der Jugendlichen ein geringes Ansehen. Zudem ist es aufgrund der traditionellen Landrechte für Jugendliche sehr schwierig, Landbesitz zu erlangen. Traditionelle Normen reservieren Führungspositionen für ältere Mitglieder der Gesellschaft.
Zudem gibt es für Jugendlichen keinen Raum, ihre Belange in der Politik zu äußern und damit politische Entscheidungen zu beeinflussen. Auch das Gesundheitssystem hat viele Lücken. Themen wie HIV/AIDS, frühe Schwangerschaften, Alkohol- und Drogenmissbrauch und psychosoziale Gesundheit, die insbesondere die Jugend betreffen, werden stark vernachlässigt.
Ziel
Durch Jugend-Empowerment und Ausbildungsmaßnahmen in Landwirtschaft sowie gesellschaftlichem Engagement werden die Lebensumstände und die Einkommenssituation von 650 Jugendlichen und ihren 3.250 Familienmitgliedern verbessert. Die Jugendlichen wenden ihre neu erlangten Fachkenntnisse, ihr unternehmerisches Wissen und ihre Führungsfähigkeiten an, sind in der Landwirtschaft tätig und in ihren Dorfgemeinschaften politisch engagiert.
Projektmaßnahmen
Unser Projektpartner The Hunger Project (THP) Malawi setzt das Projekt von September 2019 bis August 2022 in 138 Dörfern im Distrikt Salima in Malawi um. Zunächst werden die Bewohner*innen der Dörfer durch die sogenannten Vision-, Commitment- und Action-Workshops mobilisiert. Um einen besseren Zugang zu Jugendlichen zu haben und ihnen eine Möglichkeit der politischen Beteiligung zu bieten, wurden in der Vergangenheit von der malawischen Regierung landesweit Jugendclubs eingerichtet. Das Projekt knüpft an diese Struktur an und setzt die folgenden Maßnahmen um:
Durch Veranstaltungen zu Themen wie Bürgerbeteiligung, gesellschaftspolitisches Engagement und Führungskompetenzen sowie einem „Theater für Entwicklung“ wird die Teilhabe der Jugendlichen in ihren Dörfern gestärkt. Die Jugendlichen werden außerdem mit relevanten Einrichtungen in den Bereichen reproduktive Gesundheit, sexuelle Aufklärung für Kinder und Jugendliche, HIV/ AIDS und Gender vernetzt.
Durch Trainings in fachlichem Wissen und handwerklichen Fähigkeiten werden die Jugendlichen anschließend in landwirtschaftlichen Tätigkeiten gefördert, mit dem Ziel Anreize für die Arbeit in der Landwirtschaft zu schaffen. Die Trainings konzentrieren sich daher u.a. auf Vermarktung, innovative Technologien und Wertschöpfung. Sie thematisieren die Bedrohungen durch den Klimawandel und sensibilisiert die Jugendlichen dafür.
Schulungen zu Unternehmensgründung, Unternehmertum und Marketing stärken die wirtschaftlichen Kenntnisse der Jugendliche, ermöglichen ihnen einen verbesserten Zugang zu produktiven landwirtschaftlichen Ressourcen und Finanzierungsmöglichkeiten. Zur gegenseitigen Unterstützung und Motivation fördert das Projekt den Austausch unter jungen Landwirt*innen in den Jugendclubs.
THP Malawi organisiert Diskussionsrunden zum Thema transformatives Leadership mit Clan- und Dorfvorsteher*innen und sensibilisiert diese dafür, wie wichtig es für die wirtschaftliche Entwicklung der Region ist, Jugendlichen Zugang zu Landrechten zu gewähren. THP Malawi hat mit diesem Ansatz im Salima Distrikt bereits sehr positive Erfahrungen gemacht.
Bisher erreichte Wirkung
Effektiv konnte die Arbeit des Projekts im November 2019 gestartet werden. Die Reaktionen auf das Kick-off-Meeting und die ersten Aktivitäten des Projektes waren durchweg positiv. Die Jugendlichen zeigten nicht nur Interesse, sondern darüber hinaus auch Bereitschaft und die notwendigen Kompetenzen für die erfolgreiche Teilnahme. Trotz der durch die COVID-19 bedingten erschwerten Bedingungen konnte THP Malawi bereits beachtliche Erfolge im Projektverlauf verzeichnen: z.B. wurden alle 650 Jugendlichen aus den 28 teilnehmenden Jugendclubs in Bürgerbeteiligung, Engagement und Führung geschult; 560 zudem in verbesserten landwirtschaftlichen Praktiken, um Ernteverluste zu reduzieren. 365 Jugendliche nahmen darüber an Trainings zu Business Inkubation und Entrepreneurship teil und durchliefen ein auf Agribusiness ausgerichtete Mentorship-Programm. Im sogenannten „Weitergabeprogramm“ erhalten Jugendliche je zwei Säue, unter der Voraussetzung, dass sie die ersten Ferkel (jeweils mindestens zwei weibliche) an einen weiteren Haushalt weitergeben. Auch in diesem Bereich konnte das Projekt erste Erfolge verzeichnen.
Reaktion auf COVID-19
Malawi hatte zunächst einen recht milden Verlauf der Ausbreitung von COVID-19. Der erste bestätigte Fall wurde Anfang April 2020 registriert, die offizielle Anzahl der Infizierten nahm nur langsam zu und bereits im September 2020 begannen die Zahlen der Neuinfektionen wieder zu sinken. Dies hielt sich bis Ende des Jahres, und erst im Januar 2021 stiegen die Zahlen so rasant, dass das Land seinen ersten Lockdown verkündete. Unsere Projektmitarbeiter*innen vor Ort reagierten jedoch bereits vor dem offiziellen Lockdown schnell und flexibel auf die veränderte Situation. Sie passten Projektaktivitäten an Kontaktbeschränkungen an, setzten Schutzmaßnahmen um, um sich selbst und Teilnehmer*innen am Projekt zu schützen und reduzierten Reisetätigkeiten auf ein Minimum. Trotz dieser Maßnahmen schafften sie es, das Projekt weiter erfolgreich umzusetzen.
Projektförderung
Das Projekt wird mit einem Gesamtbudget von 430.431 Euro umgesetzt. Es wird zu 75% durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gefördert. Das Hunger Projekt Deutschland leistet einen finanziellen Eigenbeitrag in Höhe von 107.608 Euro.



Das Hunger Projekt Deutschland setzt sich weltweit für die Stärkung von Kindern und Jugendlichen ein.
Stand: Juli 2022