In unserer Webinar-Reihe Corporate. Empowerment. Agenda 2030. sprachen wir am 5. Oktober über die Transformation von Ernährungssystemen im Kontext globaler Krisen. Das zweite Nachhaltigkeitsziel (SDG) der Agenda 2030 ist „Kein Hunger“. Um dieses und andere SDGs zu erreichen, ist die Transformation von Ernährungssystemen notwendig. Doch was braucht es, um Ernährungssysteme zu transformieren?
Antworten auf diese und weitere spannende Fragen erhalten Sie in dem Video von den beiden internationalen Experten für Ernährungssysteme, Agrarwirtschaft und Entwicklungszusammenarbeit:
Das Video des Gesprächs
Im Fokus des Talks stehen die Ernährungssysteme Afrikas und Ansätze einer erfolgreichen Transformation. Zentrale Fragen sind. Den Auftakt des Webinars machen Suna Karakas, Landesdirektorin Das Hunger Projekt Deutschland, und Vincent Gründler, Transformationsforscher und Referent für Entwicklungspolitik & Globales Lernen bei Das Hunger Projekt.
Vincent Gründler präsentiert zu Beginn bereits eine überwältigende Zahl: 12 Billionen US-Dollar pro Jahr. Das sind die geschätzten Kosten der Untätigkeit. Kosten, die entstehen, wenn sich Regierungen, Unternehmen und Entwicklungspartner nicht auf eine neue „Finanzarchitektur für Nahrungsmittel“ bis 2030 einigen. Diesen Kosten der Untätigkeit stehen jährlich bis zu 400 Milliarden US-Dollar gegenüber, um langfristige ökologische, soziale und wirtschaftliche Schäden für Gemeinschaften, Familien und Einzelpersonen zu verhindern.
Vincent Gründler spricht auch über die „Vom Hof auf den Tisch (Farm to Fork)“ Strategie der. Hauptanliegen dieser Strategie ist es, Lebensmittelsysteme gesünder und nachhaltiger zu machen. Die Umstellung der Ernährungssysteme auf einen nachhaltigen Weg, schafft auch Chancen für die Lebensmittelwertschöpfungskette. Neue Technologien und etablierte Methoden treffen auf ein zunehmendes öffentliches Bewusstsein. Auch die steigende Nachfrage nach nachhaltigen Lebensmitteln kommt allen Beteiligten zugute. Die Strategie „Vom Hof auf den Tisch“ soll den Übergang zu einem nachhaltigen Ernährungssystem beschleunigen. Ein System, das
- einen neutralen oder positiven Einfluss auf die Umwelt hat
- zur Eindämmung des Klimawandels und zur Anpassung an seine Auswirkungen beiträgt
- die Artenvielfalt erhält
- Ernährungssicherheit gewährleistet. So dass jede*r Zugang zu ausreichenden, sicheren, nahrhaften und nachhaltigen Lebensmitteln hat
- dafür sorgt, dass Lebensmittel bezahlbar sind und gleichermaßen gerechte wirtschaftliche Erträge erzielen
- die Wettbewerbsfähigkeit des EU-Versorgungssektors stärkt und den fairen Handel fördert
Jörg Migende ist Diplom-Agraringenieur und Geschäftsführer des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV). Darüber hinaus lehrt er an der Technischen Universität München über Innovationen in Agrarsystemen sowie über Management in der Agrar-, Bau- und Energiebranche. Jörg Migende stellt zwei Aussagen in das Zentrum seiner Ausführungen: No Farmers, No Future (Keine Bauern – keine Zukunft) und Deutschland und Europa müssen aufhören, Afrika als Problem zu sehen. Der Kontinent beheimatet ebenso viele Staaten wie Chancen. Jetzt ist die richtige Zeit, um zu investieren und gemeinsam mit den Menschen vor Ort Innovationen voranzutreiben. Jörg Migende plädiert für eine moderne, digitalisierte Landwirtschaft, für Mikrokredite für Kleinunternehmen und einen gesicherten Zugang zu Bildung und neuen Technologie – insbesondere für junge Menschen. Denn Landwirtinnen und Landwirte benötigen Zugang zu Informationen, um die Landwirtschaft als Geschäft zu verstehen und besser auf dem Agrarmarkt arbeiten zu können. Eine tragende Säule der Arbeit des Hunger Projekts ist unser frauenzentrierter Ansatz. Und auch Jörg Migende sagt: „Häufig werden Genossenschaften am besten von Frauen geführt.“ Weitere Punkte, in denen sich die beiden Experten, Jörg Migende und Rowlands Kaotcha, einig waren, sind die Relevanz der Themen Klimaresilienz und richtige Investitionen.
Rowlands Kaotcha ist Global Vice President and Director for Africa and Mexico The Hunger Project. Sein Standpunkt ist ebenfalls klar und deutlich: Hunger ist völlig inakzeptabel und darf nicht toleriert werden. Die „the rich feed the poor“ Mentalität muss abgelegt werden. Bis 2030 werden junge Afrikaner*innen voraussichtlich 42 % der weltweiten Jugend ausmachen. Der Kontinent hat ein riesiges, dynamisches Potenzial. Daher ist es wichtig zu verstehen, dass wir die derzeitigen Lebensmittelsysteme selbst geschaffen haben und sie somit auch transformieren können. Wir müssen die Systeme, die wir geschaffen haben, hinterfragen und sicherstellen, dass Kleinbäuerinnen und Kleinbauern nicht verdrängt werden. Sie sind laut Rowlands Kaotcha der Schlüssel zu einer nachhaltigen Landwirtschaft. Die Herausforderung der kommenden Jahre wird es sein, große Industrieunternehmen und kleinbäuerliche Genossenschaften in einem nachhaltigen Ernährungssystem zu vereinen. Auch Rowlands spricht über die zentrale Rolle der Frau in diesem System. Frauen produzieren 80 % aller Lebensmittel im globalen Süden und sind für die Hälfte der Weltnahrungsmittelproduktion verantwortlich. Dennoch besitzen sie nur 20 % des bewirtschafteten Landes. 80 % sind in Männerhand. Sein Appell ist deutlich: Wir brauchen Veränderungen und wir brauchen sie jetzt. Wir brauchen eine widerstandsfähige lokale Landwirtschaft sowie Marktzugang für Kleinbäuerinnen und Kleinbauern.
Hunger ist mehr als das Fehlen von Nahrung. Hunger ist ein systemischer Fehler. Wir wünschen Ihnen beim Anschauen des Videos viele spannende Einblicke in das derzeitige System und Impulse, wie wir dieses System gemeinsam transformieren können. Unterstützen Sie uns bei dieser Transformation und investieren Sie in ein neues Ernährungssystem, das alle Menschen ernährt: Vielen Dank für Ihren Beitrag!